Flüchtlingskinder spielen

Auch Flüchtlingskinder müssen spielen

Ein neuer Arbeitskreis von „Freund statt fremd“ hat in einer Wohnung der „Ankunfts- und RückführungseinrichtuJule Dressler/nordbayern.deng“ (ARE) in Bamberg ein Spielzimmer eröffnet. Dort haben Flüchtlingskinder Platz zum Spielen und Toben. Ein Erfahrungsbericht von zwei Helferinnen an einem Spielvormittag.

Es ist kurz vor 9 Uhr morgens, nass und kalt. Saskia D. (23) und Annika W. (22) stehen am Tor zur „Ankunfts- und Rückführungseinrichtung“ (ARE) im Osten Bambergs. Die beiden gehen durch die ehemaligen Häuserblocks von amerikanischen Soldaten, in denen jetzt mehr als 1000 Asylbewerber leben. Der Bereich ist umzäunt.

„Ich wollte mich schon länger für Flüchtlinge hier vor Ort in Bamberg engagieren“, erklärt Annika. Bei einem Informationsabend von „Freund statt fremd“ haben die beiden Studentinnen erfahren, dass ein Arbeitskreis ein Spielzimmer für die Kinder in der ARE eröffnen will. „Kinder müssen spielen“, finden die freiwilligen Helfer von „Freund statt fremd“ – und genau das ist in der ARE nicht selbstverständlich. Die Wohnungen haben drei Zimmer, ein Bad, keine Küche. Darin leben bis zu 14 Menschen zusammen. Für spielende, tobende Kinder ist kein Platz.

Jule Dressler/nordbayern.de Jule Dressler/nordbayern.de Jule Dressler/nordbayern.de

Solch eine Wohnung sperren Saskia und Annika auf. An die Tür hängen sie ein Schild mit der Aufschrift „Spielzimmer – geöffnet“. Der Arbeitskreis hat die Wohnung mit Sachspenden ausgestattet: Sofas, Regale, Teppiche, kleine Tische und Stühle, Kuscheltiere, Spiele, ein Schaukelpferd, Puppen, ein Kinderkicker, Malsachen. Saskia knipst das Licht in den Räumen an und schaltet eine Kinder-CD ein.

Kinder und Eltern sind willkommen

Nach ein paar Minuten kommen schon die ersten Kinder – alle sind willkommen. Egal welchen Alters, Jungen und Mädchen beschäftigen sich alleine oder spielen gemeinsam. „Es verbreitet sich hier immer schnell wie ein Lauffeuer, dass wir geöffnet haben“, sagt Annika lächelnd. Die beiden puzzeln mit den Jungen und Mädchen, spielen Lego oder singen zusammen.

Die Kinder kommen beispielsweise aus Albanien, dem Kosovo oder Serbien. Wie klappt dann da die Verständigung? „Viele Kinder können oder verstehen zumindest schon relativ viel deutsch“, erklärt Saskia. „Ansonsten verständigt man sich mit Händen und Füßen oder die, die Deutsch verstehen, erklären den anderen, was wir sagen.“

Rund zwei Stunden haben Saskia und Annika an diesem Vormittag geöffnet. Die Tage, an denen sie kommen, bestimmen sie selbst. Gegen Ende räumen alle gemeinsam auf. „Wann können wir wiederkommen?“ und „können wir doch noch bleiben?“, fragen die Jungen und Mädchen. „Wir würden gerne viel öfter aufmachen, aber dafür brauchen wir noch mehr Helfer“, sagt Annika.

Der Aufenthalt der Kinder im „Balkan-Zentrum“ ist begrenzt, ihre Eltern haben kaum Bleibechancen. Lohnt sich da die Integrationsarbeit überhaupt? „Das sind Menschen und keine Gegenstände, bei denen man eine Kosten-Nutzen-Rechnung machen muss“, findet Saskia, „und gerade Kinder können nichts für die Situation, in die sie hineingeboren oder von ihren Eltern gebracht werden.“

Jeder, der Lust darauf hat Flüchtlingen zu helfen und gerne mit Kindern arbeitet, ist im Spielzimmer-Arbeitskreis herzlich willkommen und kann sich direkt beim Arbeitskreis „ARE“ oder per Mail an are@freundstattfremd.de melden.

Gegen Mittag verlassen Saskia und Annika das Spielzimmer und die ARE. Beide hatten einen anstrengenden, aber schönen Vormittag. Mittlerweile scheint die Sonne.

Jule Dressler/nordbayern.de