Alle Asylbewerber, die in Bamberg, Forchheim und in den Landkreisen leben und die wir Helfer von Freund statt fremd teilweise gut kennen, haben nach ihrer Ankunft in Deutschland eine gewisse Zeit in der sogenannten Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf (bei Nürnberg) verbracht. Wir wollten uns selbst ein Bild von der Situation dort machen und fuhren Mitte Februar nach Zirndorf. Das besondere an dem Ort ist, dass er bis in die 70er Jahre die erste und einzige Aufnahmestelle der Bundesrepublik war – von hier wurden alle Flüchtlinge nach ganz Deutschland verteilt.
In Bayern gibt es heute noch eine zweite Erstaufnahmeeinrichtung in München. Beide Einrichtungen wurden im Jahr 2013 von rund 18.000 Asylbewerbern durchlaufen, bevor sie in ihre lokalen Unterkünfte verteilt wurden. Aktuell müssen die meisten Flüchtlinge sechs bis acht Wochen auf ihren sogenannten Transfer warten und die Einrichtungen sind stark überbelegt.
Zirndorf ist ursprünglich für 750 Asylbewerber ausgerichtet, momentan sind dort über aber 1000 Menschen untergebracht. Das bedeutet, dass sich etwa zwei Familien ein Zimmer teilen und die Väter in den Trakt für die alleinstehenden Männer ausquartiert werden, dass zusätzliche mobile Wohncontainer aufgestellt werden mussten. Im Notfall dienen auch die Garagen und die Cafeteria als Schlafsäle.
An das umzäunte Gelände, das 1938 bebaut wurde und während der Zeit des Nationalsozialismus eine Polizeikaserne beherbergte, grenzt eine Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Dort werden die Interviews mit den Asylbewerbern durchgeführt, aufgrund derer die Entscheidung über Gewährung oder Nichtgewährung von Asyl oder anderen Schutzgründen gefällt wird.
Im Idealfall soll so eine schnelle Abwicklung des Verfahrens gewährleistet werden. In der Realität wohnen die Asylbewerber aber häufig schon längst irgendwo in Bayern und müssen für das Interview nochmals gesondert nach Zirndorf anreisen. Die Erstaufnahmeeinrichtung ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur umständlich zu erreichen, besonders wenn die Flüchtlinge morgens um 8 Uhr für die Vorladung anwesend sein müssen.
Durch die Einrichtung führte uns Erwin Bartsch, Diakon und Religionspädagoge der Evangelischen Gemeinde Zirndorf. Seit 26 Jahren betreut er gemeinsam mit Asylberatern und einer Gruppe von 30 bis 40 Ehrenamtlichen die Asylbewerber. Sie alle betreiben eine Betreuung für Kinder und Jugendliche, eine Cafeteria und einen kleinen Computerraum, in dem die Flüchtlinge mit Sprachlernprogrammen Deutsch lernen oder über das Internet mit ihren Familien und Freunden Kontakt halten können.