Freund statt fremd-Mitglieder haben folgenden Appell mit unterzeichnet:
Wir, Bambergerinnen und Bamberger, sagen NEIN zur bundesweiten Einrichtung von sogenannten
Anker-Zentren für geflüchtete Menschen.
Wir wissen, was dieses Vorhaben bedeutet. Denn in Bamberg gibt es bereits seit 2015 eine
solche Einrichtung. Mit unseren konkreten Erfahrungen lehnen wir solche Lager ab. Diese
Massenunterkünfte verursachen unnötig strukturelle Probleme, die trotz des Engagements des
Ombudsteams der Stadt Bamberg, der Zuständigen der Regierung und der Bevölkerung kaum
zu lösen sind.
Die massenhafte Unterbringung von belasteten und traumatisierten Menschen hinter Zäunen
mit Stacheldraht, auf engstem Raum, ohne Privatsphäre und ohne Arbeit führt zu massiver
psychischer Belastung für geflüchtete Menschen bis hin zu Re-Traumatisierungen. Frustration
und Hoffnungslosigkeit, Depression, Aggression und Gewalt bis zum Anstieg von Kriminalität
sind vorprogrammiert.
Für Kinder und Jugendliche bedeutet die Unterbringung in diesen Lagern eine Verletzung ihrer
Kinderrechte. Weder der Zugang zu normaler Bildung bei einem völlig unzureichenden
schulischen Angebot noch eine kindgerechte Unterbringung sind möglich.
Durch die Massenunterbringung und Isolierung der Geflüchteten wird ihr Kontakt zu den
Einheimischen erschwert. Auch die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber geflüchteten
Menschen sinkt, da nur durch Begegnung und gegenseitiges Kennenlernen Vorurteilen und
diffusen Ängsten der Einheimischen entgegengewirkt werden kann.
Gerade die Massenunterbringung von Menschen, die selbst durch Flucht, aber auch durch eine
Lagersituation belastet sind, verunsichert Anwohner. Diese Gemengelage führt dazu, dass
geflüchtete Menschen erneut zum Opfer von Gewalt und Rassismus werden. Somit sind die sogenannten Anker-Zentren höchstens ein Anker und „Förderprogramm“ für Rassismus und Rechtspopulismus.
Für die Effizienz der Verfahren ist die zentrale Zusammenführung der Behörden maßgeblich.
Die Unterbringung der Flüchtlinge in einer Massenunterkunft, die gemeinsame Verpflegung
(samt Bau einer Mensa) und ein großer Sicherheitsapparat verursachen jedoch unnötig hohe
Kosten und verhindern Effizienz geradezu.
Wir fordern eine menschenwürdige und dezentrale Unterbringung der geflüchteten Menschen.
Wir warnen dringend davor, das Bamberger Modell bundesweit einzuführen!
Erstunterzeichner*innen vom Ombudsteam der Stadt Bamberg für AEO:
Werner Dippold, Mitglied des Ombudsteams der Stadt Bamberg für AEO und Geschäftsführer der AWO
Kreisverband Bamberg Stadt und Land
Christine Gnaß, Mitglied des Ombudsteams der Stadt Bamberg für AEO – Freundstattfremd )
Ursula Redler, Mitglied des Ombudsteams der Stadt Bamberg für AEO – Richterin und BAStadtratsfraktion )
Ursula Sowa, Mitglied des Ombudsteams der Stadt Bamberg für AEO – Vorsitzende der GALStadtratsfraktion)
Otfried Sperl, Mitglied des Ombudsteams der Stadt Bamberg für AEO – Evangelisches Dekanat)
Mitra Sharifi-Neystanak, Mitglied des Ombudsteams der Stadt Bamberg für AEO, Vorsitzende der AGABY )
Ulrike Tontsch, Mitglied des Ombudsteams der Stadt Bamberg für AEO – Freundstattfremd )
Joelle Vormann-Pfeifer, Mitglied des Ombudsteams der Stadt Bamberg für AEO, Migranten- und
Integrationsbeirat der Stadt Bamberg)
Weitere Unterzeichner*innen
Mohamed Hedi Addala (Vorsitzender des Migranten- und Integrationsbeirat der Stadt Bamberg)
Wolfgang Budde, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der älteren Bürger Bambergs, Mitglied des
Seniorenbeirats der Stadt Bamberg
Ralf Dischinger, Stadtratsfraktion der GAL
Andrea Dittrich, Naturfreunde Deutschland, Ortsgruppe Bamberg
Dekan Hans-Martin Lechner, Ev.-Luth. Dekanat Bamberg
Pfarrerin Mirjam Elsel, Koordinatorin für die Flüchtlingsarbeit im Dekanat Bamberg
Janosch Freudig, Netzwerk Bildung und Asyl
Petra Friedrich, Stadtratsfraktion der GAL
Wolfgang Grader, Stadtratsfraktion der GAL
Daniela Isljami, Interreligiöse Fraueninitiative
Ralf Korschinsky, KAB-Geschäftsführer Diözesanverband Bamberg
Christiane Laaser, Stadtratsfraktion der GAL
Gertrud Leumer, Stadtratsfraktion der GAL
Paul Maar, Schriftsteller
Pfarrerin, Dorothea Münch, Erlöserkirche
Besaret Penzkofer, Migrationssozialdienst der AWO
Günther Pierzig, VVN Bamberg
Tobias Rausch, Stadtratsfraktion der GAL
Andreas Reuß, Stadtratsfraktion der GAL
Julia Römer, DGB Bamberg
Michaela Rügheimer, Vorsitzende des Stadtjugendrings Bamberg
Hubertus Schaller, Arbeitskreis „Erinnern und Gedenken“ des Bamberger Bündnisses gegen
Rechtsextremismus und Rassismus
Pfarrer Andreas Schlechtweg, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Hallstadt
Sr. M. Martina Schmidt, OSF, Provinzoberin der Dillinger Franziskanerinnen, Provinz Bamberg, KdÖR
Riccardo Schreck, Change eV.
Heinrich Schwimmbeck, Stadtrat Bamberger Linke Liste
Judith Siedersberger, Vorstand Freund statt fremd
Pfarrerin Anette Simojoki, Erlöserkirche
Doris Stadelmeyer, ver.di-Bezirksgeschäftsführerin Oberfranken-West
Pfarrer Christoph Uttenteuther, St. Kilian Hallstadt
Silvia Warzack, Bamberger Mahnwache Asyl
Dieter Weinsheimer, BA-Fraktionsvorsitzender
Ernst Willhelm, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Kreis Bamberg
Pfarrerin Susanne Wittmann-Schlechtweg, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Hallstadt
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Ansprechpartnerinnen: Mitglieder des Ombudsteams der Stadt Bamberg für AEO:
Ursula Redler: 0170-6055599
Ursula Sowa: 0951-51935732