von Flo Langbein
Die Positionen, die du einnimmst,
sind immer schön konstant und
sie werden nichts verändern,
weil du dich nicht bewegst
und feste Wertmaßstäbe
als Entschuldigung für Stillstand nimmst.
Du sitzt in dem Gefängnis,
das du für dich gebaut hast
Wände sind Gedanken und Zweifel Gitterstäbe
du hast dich eingeschläfert mit
wahllosem Konsum und
kannst dich nicht bewegen,
kannst nicht aus dir selbst heraus.
Lass uns ein Stück gehen,
zieh deine Schuhe aus
und schau zu, wie der Weg dich verändert:
Du glaubst, du könntest nichts verändern,
nichts erreichen,
du glaubst, du seist gescheitert,
wo doch jedes Molekül,
das deine nackten Fußsohlen
auf dem warmen Asphalt hinterlassen,
diesen Weg für immer zu deinem macht,
jedes Haar, das im Wind davon weht,
diese Stadt für immer bunter macht
und das Licht, das in deinen Augen strahlt,
jede Dämmerung für immer heller macht,
dieses Licht, das mir von deiner Heimat erzählt:
Gib mir einen Grund, zu glauben.
Vielleicht nicht an Gott, aber zumindest an eine Welt, an der dieser Gott Gefallen finden würde.
Egal, woran du glaubst,
dein Gott ist mein Freund.
Vielleicht hat er mich sogar erschaffen,
dann bin ich ihm dankbar,
dafür dass du mir von ihm erzählst
und dankbar
für diese Welt.
Gib mir Gründe, zu glauben,
dass wir die Gräben überwinden, die sich zwischen uns auftun,
wenn wir Dinge verbergen,
die zu zweit viel leichter zu tragen sind.
Wenn Dachbalken wie Streichhölzer splittern
und Häuserlawinen taumeln und schlittern,
dann denk daran, dass es Dinge gibt, die niemals zerbrechen,
die Gewalt nie auslöschen kann
und der Wind niemals verwehen.
Wenn Feuersbrünste Hitzewellen schlagen,
alles zerstören, was du liebst
dann denk daran, dass auch das Meer Wellen schlagen kann.
Doch diese sind beständiger.
Wenn Feuersbrünste Funken schlagen,
denk daran, dass auch Gedanken Funken schlagen,
doch diese leuchten heller.
Nimm die Scheuklappen von deinen Augen,
Ich weiß du bist nicht blind,
obwohl du die Dinge nicht siehst, die vor dir sind,
doch wenn man ein und denselben Weg zu oft geht,
sieht man vielleicht nicht mehr,
welche Farben Winde haben,
welche Blumen Triebe schlagen,
welche Kleider Bäume tragen,
damals, als wir hier noch lagen
und den blauen Himmel schmeckten,
an Steinen und an Gräsern leckten,
im Sonnenschein uns nie verdeckten
nahmen wir das alles wahr
und auch du kannst Freude schmecken,
Erinnerungen riechen
und Stimmungen sehen,
wenn ein Kind das kann, kannst du das auch.
Also geh spazieren mit mir, zeig der Menschheit dein Gesicht
und lass dir ihres zeigen,
denn es ist schön
mit gefalteten Händen stehen wir vor Flächenbränden
ohne Hass in den Herzen vor Grabeskerzen,
mit den selben Gebeten in über dreihundert Sprachen
vor blutigen Lachen,
weil uns eines verbindet,
und das ist das Mensch-Sein,
wir laufen mit den selben nackten Füßen
über die selbe nackte Erde,
wir sind eine Herde
aus sieben Milliarden,
auch wenn manche töten
und Leben auslöschen
Häuser zerstören,
dabei noch auf Götter schwören,
doch sie können uns nichts,
können niemals verhindern,
dass die Welt und die Erde mit all ihren Kindern
durch Liebe verbunden,
sie können niemals verhindern,
dass wir Liebe da finden, wo sie Hass nur entdecken,
dass wir Blumen da finden, wo sie Gras nur entdecken
unsere Lichter für sie nur finstere Flecken,
doch es bringt nichts, zu hassen, sie haben eh schon verloren,
denn gegen Menschen zu kämpfen,
kann nie Sieger bringen
also lass uns Lieder singen
denn eine Welt ist uns gegeben,
Grenzen sind bloß aufgemalt.
Rassismus kann nicht überleben,
wo die Vernunft im Herzen strahlt.
Und wir werden alle singen,
werden aufstehn, Opfer bringen,
nur für uns und unser Leben,
und kein Stück weit für ein Volk.
Wir werden schreien und uns feiern,
kunterbunt durchs Leben eiern,
wir werden wild mit Worten treten,
denn wir alle sind Poeten,
Schlechte Reime, Wortspielhöllen,
wir müssen ja nur uns gefallen
und nicht einem Kunstverstand.
Unsre Kunst ist laut entartet
Die Rebellion wird jetzt gestartet
gegen all die Landschaftsmaler,
gegen Mark und gegen Taler,
gegen Schrebergartenhalter
gegen Hetzer, gegen Spalter
gegen Jägerzaunaufsteller,
gegen Leichen tief im Keller
wir investiern in Luftballons
und nicht in Investmentfonds.
Wir werfen Konfetti, alles Paletti,
wir werfen Liebe durch die Nacht,
weil Liebe Liebe stets anfacht!
Eine Welt ist uns gegeben,
Grenzen sind bloß aufgemalt
und wenn dies im Herzen strahlt,
dann kann die Welt, die sie in Stücke reißen wollen, nie zugrunde gehen,
dann gibt es Gründe, sie zu lieben,
gibt es Träume, gibt es Leben,
wenn deine Hand in meiner sich anfühlt wie zu Hause,
dann sind wir Freund statt Fremd.
(Der Text wurde von Flo Langbein für die Eröffnung von Lui20 am 28. April 2018 geschrieben.
Danke, dass wir ihn hier zeigen dürfen!)