Patenschaft: Julia, Mohammed und Phillip

Patenschaften: Erfolgsmodell für funktionierende Integration

Das Patenschaftsmodell von Freund statt fremd ist eine Erfolgsgeschichte für die funktionierende Integration von Geflüchteten. Aktuell betreut der Verein für Integrationshilfe gut 180 aktive Patenschaften. Eine davon ist die zwischen Mohammed, Julia und Phillip.

Das Patenschaftsmodell von Freund statt fremd ist eine Erfolgsgeschichte für die funktionierende Integration von Geflüchteten. Aktuell betreut der Verein für Integrationshilfe gut 180 aktive Patenschaften. Eine davon ist die zwischen Mohammed, Julia und Phillip.

Julia Winkler und Phillip Lang sind dankbar dafür, dass es Andrea Seibt gibt. Sie ist Patenschaftskoordinatorin bei Freund statt fremd und zentrale Ansprechpartnerin des Vereins, wenn es um Patenschaften geht. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen. Wer Pate werden will, wendet sich an die 48-jährige. „Es gibt einem selbst viel Sicherheit, dass da jemand ist, der einen unterstützt, wenn man mal nicht weiterweiß. Julia und ich schätzen das sehr“, sagt Phillip. Der 27-jährige Student der Politikwissenschaften kümmert sich zusammen mit Gymnasiallehramtsstudentin Julia (24) um Mohammed Al Yousef. Die beiden unterstützen den 19-jährigen Syrer, der die 10. Klasse der städtischen Realschule besucht; Julia insbesondere mit Nachhilfe in Englisch, die das Fundament der Patenschaft bildet.

Mohammed profitiert von Julias und Phillips Erfahrungen

Aus einer Patenschaft ist Freundschaft geworden: Julia, Mohammed und Phillip (von links nach rechts).
Aus Patenschaften wie jener zwischen Julia, Mohammed und Phillip (von links nach rechts) entsteht Freundschaft.

Mohammed, der mit seinen Eltern in Bamberg lebt, ist ehrgeizig und hat in seinem Leben noch viel vor. „Ich möchte Abitur machen und einmal Bauingenieurswesen oder IT studieren.“ Julias und Phillips Erfahrungen im Umgang mit dem deutschen Bildungssystem sind für Mohammed von großem Nutzen. Zusammen mit Julia besuchte Mohammed z. B. ein Beratungsgespräch an der Bamberger Fachoberschule (FOS). „Dort habe ich gelernt, dass die praktisch-fachliche Orientierung an der FOS viel wichtiger ist, als z. B. am Gymnasium, wo ich eigentlich hinwollte. Dort wird jedoch sehr großer Wert auf Sprache gelegt“ – für Mohammed ein Hindernis auf seinem Weg zur Hochschulreife. Deshalb stehen weiterhin die Verbesserung seiner ohnehin schon sehr guten Sprachkenntnisse im Vordergrund.

Umfangreiches Beratungsangebot für Patenschaften

„Ob Lern- oder Freizeitpatenschaften, der Bedarf der Geflüchteten ist da sehr unterschiedlich“, sagt Patenschaftskoordinatorin Seibt, die Bandbreite an Paten im Alter zwischen 14 und 71 sei enorm. Sie trägt persönlich Sorge dafür, dass Patenschaften wie jene von Mohammed, Julia und Phillip gut funktionieren. „Es ist wichtig, Patenschaften zu unterstützen.“ Deshalb gibt es eine wöchentliche Sprechstunde, in der sich Paten ebenso wie die betreuten Geflüchteten mit ihren Fragen direkt an Seibt wenden können. „Und es gibt regelmäßig einen offenen Patentreff. Dort können sich Paten und Geflüchtete mit anderen Leuten aus dem Patenschaftsprogramm ungezwungen austauschen. Außerdem bieten wir hier auch Vorträge, Schulungen und Workshops zu relevanten Themen an“, beschreibt Seibt das umfangreiche Beratungsangebot. „Wer es nicht zu diesen Terminen schafft, kann auch einfach auf meinem Handy anrufen.“

Nachfrage nach Patenschaften hat sich gewandelt

Die Nachfrage nach Paten habe sich über die vergangenen Jahre indes gewandelt: „Während es vor drei Jahren hauptsächlich um grundsätzliche Dinge wie das Ankommen und Zurechtfinden in der Aufnahmeeinrichtung, um Kleidung oder Verpflegung ging, stehen die Geflüchteten heute vor ganz anderen Herausforderungen. „Patenschaften befassen sich heute vielmehr mit Integrationsfragen. Dabei geht es um Begleitung und Beratung im Alltag, um Arbeit, um Soziales, um Bildung, um Kindergarten- und Schulanmeldung oder die Wohnungssuche.“ Hier sei die Nachfrage nach Integrations-Paten unter geflüchteten Familien und Einzelpersonen nach wie vor groß. „Wir suchen momentan auch speziell Patinnen, die alleinerziehende Mütter in der Kinderbetreuung unterstützen, damit die jungen Frauen z. B. einen Sprachkurs besuchen können“, sagt Seibt. Sie denkt dabei speziell an Rentnerinnen, an Omas, die Zeit haben und den jungen Frauen mit ihrer Lebenserfahrung eine große Hilfe wären.

„Insgesamt fehlen Freund statt fremd etwa 40 Paten“, erklärt Seibt. „Deshalb sind wir immer sehr froh, wenn sich Menschen wie Julia und Phillip melden und helfen wollen.“ Die Anzahl der Studierenden sei unter den Paten ohnehin sehr groß, lobt Seibt die Hilfsbereitschaft des akademischen Nachwuchses in Bamberg.

Anfangs Patenschaft, jetzt Freundschaft

Was aus einer Patenschaft entstehen kann, zeigt das Team um Julia, Mohammed und Phillip. „Die Englisch-Nachhilfe ist nach wie vor der Fixpunkt unserer Patenschaft“, sagt Julia, die den Zeitaufwand dafür auf zwei Stunden pro Woche schätzt. Die drei verbringen aber auch viel Freizeit miteinander, machen Sport oder feiern Geburtstage zusammen. „Anfangs war es eine Patenschaft, jetzt ist daraus eine Freundschaft geworden“, beschreibt Phillip die Beziehung der drei zueinander.

Text und Fotos: Enno Jochen Zerbes


Wer Pate werden möchte
wendet sich an:

Andrea Seibt, Patenschaftskoordinatorin bei Freund statt fremd.
Tel.: 0151-72018172
E-Mail: patenschaft@freundstattfremd.de
Sprechstunde: Mittwoch, 16.15 – 18.15 Uhr, und nach Vereinbarung

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