Im Kindesalter in ein komplett fremdes Land zu kommen und mit den Anforderungen der Schule konfrontiert zu sein, obwohl man gerade erst anfängt, die fremde Sprache und die ungewohnten Gepflogenheiten der neuen Heimat zu erkunden, kann ganz schön schwer sein. Die Freund-statt-fremd- Hausaufgabenbetreuung hilft.
Vor allem am Anfang brauchen viele Kinder einen Ansprechpartner und Hilfe, um sich zurechtzufinden und die Sprachbarriere abzubauen. Dafür sorgt mit viel Herzblut ein 15-köpfiges Team an freiwilligen Helfern, das gemeinsam die Hausaufgabenbetreuung in Räumen der Gemeinschaftsunterkunft Geisfelderstraße auf die Beine stellt. Dass es nicht nur Sprachbarrieren gibt, die den Kindern ein Ankommen erschweren, sondern man auch die vielen Einzelschicksale und persönlichen Hintergründe und Erlebnisse berücksichtigen muss, wird schon in den ersten Minuten der ersten Besprechung und Planung eines neuen Schuljahres klar.
Der Lesepass motiviert
Jeden Tag von 14.30 bis 16 Uhr stehen mehrere Helferinnen den durchschnittlich sieben Kindern zur Seite. Die Kindergruppe ist zwar hinsichtlich des Alters relativ homogen, da die Kinder alle die Grundschule besuchen, jedoch sind viele Nationalitäten vertreten. Die dabei gelegentlich entstehenden Spannungen versuchen die Betreuerinnen, von denen die Mehrheit Psychologie oder Lehramt studiert, mit pädagogischem Geschick beizulegen. Auch Anreize werden geschickt geschaffen, z.B. mit einem Lesepass, wie Jasmin berichtet: „Wenn wir zehn Minuten gelesen haben, bekommen wir einen Stempel, und für 10 Stempel ein Geschenk!“ Wegen der Multikulturalität wird in der Betreuung Wert darauf gelegt, dass untereinander nur Deutsch gesprochen wird. Die Hilfe der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen wird dankbar angenommen, denn man „lernt immer neue Erwachsene kennen und die sind immer nett, weil sie uns helfen“, lobt eine Schülerin.
Private Aktionen unterstützen das Lernen
Damit sich die Betreuung nicht nur auf Hausaufgaben und den schulischen Aspekt beschränkt und auch der Spaß nicht zu kurz kommt, wird oft auch privat etwas unternommen, wie etwa Schwimmbad- oder Zoobesuche, es wird gespielt, gebastelt und sogar Feste gefeiert. Besondere Aktionen wie zu St. Martins oder Halloween sorgen für leuchtende Kinderaugen und großen Spaß beim Basteln und Verkleiden. Das wird auch von den Kindern bestätigt, Farida freut sich: „Ja, und wir haben letztes Jahr Laternen gebastelt und letzte Woche Halloween gefeiert. Wir waren geschminkt und verkleidet. Das war schön!“
Studentinnen planen die Betreuung
Den Anfang nahm die Hausaufgabenbetreuung in der heutigen Form im Jahr 2015, als die bereits seit einiger Zeit bestehende Betreuung von Freund statt fremd-Mitglied Birgit Wilke neu strukturiert wurde. Die zunächst noch kleine Betreuung entwickelte sich mit den neuen Räumen, die genügend Platz und viel Spiel- und Lernmaterial bieten, zu einer festen Größe in der Gemeinschaftsunterkunft. Im Zuge dessen wurde sie auch personell neu aufgestellt und viele junge motivierte Studentinnen kamen mit ins Boot, die mittlerweile größtenteils eigenständig die Betreuung organisieren, sich absprechen und Aktionen planen. Auch der Austausch untereinander ist sehr wichtig, um auf Probleme und Besonderheiten individuell eingehen zu können. Das ist einerseits durch die geringe Gruppengröße gut umsetzbar und geschieht andererseits mehrmals im Schuljahr bei den regelmäßigen Teamsitzungen.
INFO
Es besteht immer Bedarf an neuen Helfern, nicht nur in der Hausaufgabenhilfe, sondern auch beim einfachen Anfängerunterricht für Mütter. Sie haben wegen der Kinder oftmals keine Möglichkeit, an regulären Angeboten teilzunehmen und brauchen dringend Deutschunterricht. Interessenten können sich gerne bei Birgit Wilke unter birgit.m.wilke@googlemail.com melden.
Text: Elisaveta Kogan / Bilder: Elenor Schwieder