Laut und bebend schallt es von den Wänden der Sporthalle wieder. Es ist die Halle des Dientzenhofer-Gymnasiums in Bamberg. Eins, zwei, drei Läufer laufen an uns vorbei … vier, fünf, sechs folgen. Ahmed läuft voran. Es ist die Laufgruppe des gemeinnützigen Vereins Freund statt fremd, die wie jeden Donnerstagabend in dieser Halle trainiert. Als die Gruppe 2016 von Martin ins Leben gerufen wurde, ahnte noch keiner, welches Ziel sie sich in zwei Jahren stecken würden – jetzt trainieren sie für den Weltkulturerbelauf.
„Seinerzeit hatte ich mal eine Rundmail geschrieben, um alle Interessierten zum Laufen zu bewegen, erzählt uns Martin. Es sei Sommer gewesen, schönes Wetter und es seien ein paar Leute zusammengekommen, die auch mal einen Wettkampf gelaufen seien, aber nicht als Team. Über den Winter sei es dann aus verschiedenen Gründen eingeschlafen. – Heute schauen wir der Laufgruppe zu, wie sie ihre Kreise in der Halle ziehen. Wir sehen verschiedene Menschen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen: Manchen fällt das Laufen leicht, andere hingegen kämpfen, aber keiner bleibt zurück oder wird allein gelassen.
Workout und Lauftraining
„Das haben wir vor allem Ahmed zu verdanken“, erzählt Martin. Den Iraker, der seit dreieinhalb Jahren in Deutschland ist, hatte er im Sommer 2018 im Lui20 getroffen, dem vereinseigenem Café in der Luitpoldstraße. Ahmed hat Maschinenbau studiert und arbeitet mittlerweile in Deutschland. Er hat schon immer viel trainiert und ist auch in der Leichtathletikgemeinschaft Bamberg aktiv. Deshalb hat er nicht gezögert, die Leitung der Gruppe zu übernehmen. Aufgrund seines eigenen intensiven Trainings wollte er das Lauftraining etwas professioneller und strukturierter aufziehen. Er zog los und besorgte Seile, Medizinbälle, Bänder etc.
Mittlerweile sind die Läufer in kleinen Gruppen zusammengekommen und führen unterschiedliche Übungen im Zirkeltraining aus: Ein Gummiband umschließt die Hüften zweier Sportler; sie versuchen, auseinander zu rennen, lachen dabei, aber man kann ihnen die Anstrengung ansehen. Eine andere Gruppe wirft sich gegenseitig einen Medizinball zu, der eine stehend, der andere liegend, dabei Sit-Ups machend. Ahmed stoppt jedes Mal die Zeit und bestimmt den Zirkel aus Spannung und Entspannung. Regelmäßiges Workout ist Teil des Trainings.
Sport als Integrationshilfe
Wie schon Martin, der seit langem ehrenamtlich für Freund statt fremd tätig ist, vor allem im Arbeitskreis Politik, geht es auch Ahmed um weit mehr als Sport. Während die anderen ihre Übungen weiter machen, gesellt er sich zu uns. Er erzählt uns, dass ihm selbst verschiedene Projekte von Freund statt fremd geholfen haben, sich in Deutschland zurecht zu finden. „Zum Beispiel, wie man eine Bewerbung schreibt. Das lernt man nur, wenn man mit Deutschen in Kontakt kommt.“ Auch könnten sie bei der Bürokratie helfen, was Anträge, Lernen, Ausbildung, Studium oder Jobs angehe. Deswegen ist ihm auch wichtig, dass sich alle in der Laufgruppe auf Deutsch verständigen. Der Sport soll die Menschen zusammenführen. Auch seine frühere Deutschlehrerin trainiert nun in seiner Laufgruppe mit. „Geflüchtete brauchen den Kontakt, um die Kultur, die Sprache kennenzulernen. Sport bringt die Leute leichter zusammen.“ Martin stimmt zu; Geflüchtete hätten wenig Kontakt zu ihrer Außenwelt; sie sollen sich besonders angesprochen fühlen vom Angebot der Laufgruppe.
„Laufen für Menschlichkeit“, so heißt die Laufgruppe seit kurzem. Den Namen hat sich die Gruppe selbst gegeben. Er soll die Prinzipien der Laufgruppe betonen: Jeder ist willkommen, unabhängig von Herkunft, Alter oder sportlicher Verfassung. Es geht den Initiatoren sowie den Läuferinnen und Läufern darum, ein Miteinander zu schaffen, das Vorurteile beseitigt und in dem sich jeder wohl fühlt.
Ihr gemeinsames Ziel ist der Weltkulturerbelauf 2019 in Bamberg. „Wir haben 23 Anmeldungen zu verschiedenen Läufen,“ verkündet Ahmed stolz. Wenn man ein gutes Ergebnis erzielen würde, könne man sogar bei der Leichathletikgemeinschaft Bamberg mittrainieren, inklusive Wettkämpfe, die Oberfrankenmeisterschaft, bayrische und nordbayrische Meisterschaft.
Inzwischen hat sich eine Runde der Läufer um uns gebildet, die sich vergnügt unterhalten. Wir bereuen ein wenig, selbst keine Sportsachen dabei zu haben …
Text und Fotos: Antje Albani / Klara Jungkunz
Info: Laufen für Menschlichkeit
Was ist der FSF-Lauftreff?
Der Freund statt fremd-Lauftreff ist eine offene Gruppe für alle laufbegeisterten Frauen und Männer, die Lust haben, gemeinsam zu trainieren.
Wann und wo?
Im Winter: Dienstags um 18:00 Uhr an der Laufbahn des Franz-Ludwig-Gymnasiums (Kanalufer) für 1½ bis 2 Stunden Donnerstags um 17:00 Uhr in der Sporthalle1 des Dientzenhofer-Gymnasiums (Feldkirchenstraße) für 1 ½ Stunden
Im Sommer (ab April): Dienstags (18:00 Uhr) und donnerstags (17:00 Uhr) an der Laufbahn des FLG Am Wochenende ist Lauftraining nach Absprache, wenn sich ein paar Aktive finden!
Anmeldung
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, einfach eine kurze Mail an Martin (martin.jansen2@web.de) oder Ahmed (ahmed.madlool@gmx.de) schreiben und vorbeikommen.
Interessierte können sich hier die wichtigsten Infos herunterladen!