Der Verein Freund statt fremd wurde am Sonntag, den 8. Juli 2018, mit dem Julius-Rumpf-Preis 2018 geehrt. Der Initiator des Preises, die Martin-Niemöller-Stiftung, würdigte „den beispielhaften Einsatz des Vereins, der mit hoher Professionalität, Phantasie und Menschenfreundlichkeit die Geflüchteten begleitet und unterstützt“. Die Stiftung und der Verband Pro Asyl verkündeten zu diesem Anlass ihren Bamberger Appell, welcher eine Wende in der aktuellen Flüchtlingspolitik fordert.
Haltung zeigen in schwierigen Zeiten
Trotz der Hitze kamen rund 100 Menschen in den Innenhof von Schloss Geyerswörth: Nicht nur Freund statt fremd-Mitglieder, auch Entscheider aus Politik und Gesellschaft, Unterstützer des Vereins und interessierte Bamberger Bürger wollten die feierliche Preisverleihung miterleben. Angesichts dieser Resonanz kam Andreas Lipsch, Vorsitzender von Pro Asyl, nicht umhin zu bemerken: „Zwar ist die Preisverleihung an diesem schönen Ort gut aufgehoben – noch besser wäre allerdings der Maxplatz gewesen, als klares Bekenntnis der Stadt zu eurem Engagement.“ Bürgermeister Wolfgang Metzner betonte indes die besondere Rolle, welche der Verein in der Stadt bekleidet: „Sie haben etwas unendlich Großes geschaffen – überparteilich, kreativ und bodenständig.“ Dekan Hans Martin Lechner bescheinigte dem Verein in seinem Grußwort indes, aktiv christliche Werte zu leben, gerade gegenüber Menschen in Notsituationen.
Dieser – Widerspruch bewusst in Kauf nehmende – Einsatz für die Mitmenschen ist es auch, durch welchen sich der Bamberger Helferverein in die Tradition Martin Niemöllers und Julius Rumpfs stellt, wie der Stiftungsvorsitzende Michael Karg und Dr. Eberhard Rumpf, ein Nachfahre Julius Rumpfs, herausstellen: Auch den beiden in der NS-Zeit verfolgten Geistlichen sei es darum gegangen, „Haltung zu zeigen in einer schwierigen Zeit“. Ehrenamtliches Engagement, welches das Fundament des Vereins Freund statt fremd bildet, sei gerade wichtiger denn je. So zeichnen Andreas Lipsch von Pro Asyl und Pfarrerin Mirjam Elsel, Koordinatorin für die Flüchtlingsarbeit im Dekanat Bamberg, ein düsteres Bild der derzeitigen Asylpolitik: Gut integrierte junge Männer würden in unsichere Herkunftsstaaten wie Afghanistan oder Libyen abgeschoben, die Unterbringung der Geflüchteten in Massenunterkünften befördere psychische und soziale Probleme. „Europa wird zurzeit menschenrechtlich entkernt“, lautet Andreas Lipsch‘ düsteres Resümee. Der Einsatz der Zivilgesellschaft sei deshalb umso wichtiger. Gerade in Bamberg zeige sich dies in der Betreuung Geflüchteter, wie Mirjam Elsel erklärt: Trotz vieler Herausforderungen etwa in der Aufnahmeeinrichtung Oberfranken (AEO) sei die Solidarität in der Stadt nach wie vor groß. „Natürlich werdet ihr bei Freund statt fremd nicht mehr von Unterstützern überrannt, wie es 2015 der Fall war. Aber nach wie vor engagieren sich unheimlich viele.“
Junger Verein mit erstaunlicher Entwicklung
Dieses ungebrochene Engagement hat auch die Martin-Niemöller-Stiftung beeindruckt: „Je mehr Menschen kamen, umso unersetzlicher wurde die aktive Arbeit der Ehrenamtlichen. Inzwischen teilen sich 17 Arbeitskreise die Aufgaben: von der Betreuungsarbeit in der Aufnahmeeinrichtung über Sprach- und Integrationskurse, Patenschaften, Hilfe bei der Wohnungssuche bis zur Gestaltung von Freizeitangeboten und dem Betrieb einer Kleiderkammer.“ Diese Entwicklung sei ganz erstaunlich, wie Michael Karg hervorhebt: „Unsere Hoffnung ist es, dass Politiker sich künftig von jenen beraten lassen, welche aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit konkrete Erfahrungen einbringen, statt von fragwürdigen Stimmungen.“ Stellvertretend für den Verein nahm Renate von Rotenhan, die die Geschäftsstelle betreut, den Preis entgegen. Weiterhin kamen zahlreiche Freund statt fremd-Angehörige aus Syrien, Nigeria, Afghanistan, Aserbaidschan und Deutschland zu Wort, die ihre persönlichen Geschichten teilten und illustrierten, wie eng sie den anderen Vereinsmitgliedern mittlerweile verbunden seien: „Zwischen uns existiert ein starkes Band.“
Die Martin-Niemöller-Stiftung und Pro Asyl beschlossen die Preisverleihung mit der Verlesung des Bamberger Appells, in welchem sie das individuelle Recht auf Asyl in Europa ebenso einfordern wie eine umfassende zivile Seenotrettung und die Schaffung legaler und gefahrenfreier Wege nach Europa.
Der Ausklang der Preisverleihung bot Gelegenheit zu Austausch und Diskussion: Bei einem orientalisch-deutschen Buffet, untermalt von den Klängen der deutsch-syrischen Band Bambuda und des chilenischen Musikers Pepe Cuesta, wurden noch lebhaft Erfahrungen aus der Asylarbeit mit Geflüchteten ausgetauscht und neue Kontakte geknüpft.
Zur Begründung der Martin-Niemöller-Stiftung geht es hier!
Text: Katharina Stahl / Bilder: Markus Trenkle