ANKER-Zentrum
In Bamberg befindet sich seit 2015 eine zentrale Aufnahmeeinrichtung für Geflüchtete, die heute unter dem Namen ANKER-Zentrum Oberfranken firmiert. Was auf den ersten Blick nach einem funktionalen Verwaltungskonzept klingt, wirft bei genauerem Hinsehen viele humanitäre und gesellschaftliche Fragen auf. Im Folgenden informieren wir über den Aufbau und die Funktion dieser Einrichtung – und erläutern unseren Standpunkt dazu

Was ist das ANKER-Zentrum?
Die seit September 2015 bestehende Einrichtung für Oberfranken (ehemals ARE – Aufnahme- und Rückführungseinrichtung) in Bamberg ist ein Geflüchtetenlager mit auf dem Papier bis zu 3.400 Plätzen. Das Zentrum liegt auf dem ehemaligen US-Kasernengelände in Bamberg-Ost und wird von der Regierung von Oberfranken im Auftrag der bayerischen Staatsregierung betrieben.
Das ANKER-Zentrum verfolgt das Ziel, Asylverfahren schneller und effizienter abzuwickeln. Es gliedert sich in drei Bereiche:
Erstaufnahme: Registrierung und ggf. Weiterleitung an andere Orte.
Ankunftszentrum: Vor-Ort-Abwicklung aller Schritte eines Asylverfahrens durch die Anwesenheit relevanter Behörden.
Abschiebezentrum (ehemals ARE II): Unterbringung von Personen aus sog. sicheren Herkunftsländern oder unter Dublin-III-Regelung.
Die Verweildauer der Bewohner:innen variiert stark – von wenigen Tagen bis zu weit mehr, als einem Jahr, abhängig vom Asylstatus und der individuellen Situation.
Besonders belastend ist die Situation für Geflüchtete im sogenannten Dublin-Verfahren: Sie dürfen ihren Asylantrag nur im ersten EU-Land stellen, das sie betreten haben. Die drohende Abschiebung dorthin bedeutet für viele große Angst und Unsicherheit, gerade wenn dort bereits traumatische Erfahrungen gemacht wurden.
Unser Standpunkt
Massenunterkünfte wie das ANKER-Zentrum Bamberg werden auf Bundesebene als Modell für zukünftige Asylverfahren diskutiert – wir lehnen dieses Konzept entschieden ab.
Denn solche Einrichtungen:
verstärken Ängste, Vorurteile und soziale Spannungen in der Bevölkerung
verursachen hohe Kosten für Sicherheit, Logistik und Verpflegung
verhindern den Zugang zu Arbeit und gesellschaftlicher Teilhabe
erzeugen durch monatelanges Nichtstun Frustration, Perspektivlosigkeit und erhöhen die Gefahr von Kriminalisierung
erschweren Integration, selbst für Geflüchtete mit Bleibeperspektive
fördern Konflikte durch die beengte, oft über Monate andauernde Unterbringung
behindern rechtlichen Beistand durch fehlende lokale Strukturen und finanzielle Mittel
entmündigen die Bewohner:innen, nehmen ihnen Privatsphäre, Selbstbestimmung und Alltagsstruktur
Massenunterkünfte beschneiden grundlegende bürgerliche Rechte. In diesem Sinne sind sie menschenunwürdig und politisch und wirtschaftlich unvernünftig – verglichen mit dezentralen Gemeinschaftsunterkünften. Massenunterkünfte bedeuten Segregation statt Integration.

Trotz unserer grundsätzlichen Kritik an der Struktur und Funktion von Massenunterkünften wie dem ANKER-Zentrum Bamberg ist es uns ein wichtiges Anliegen, die dort lebenden Menschen nicht allein zu lassen. Freund statt fremd ist regelmäßig vor Ort, um Geflüchtete mit verschiedenen Angeboten zu unterstützen.
Café Willkommen
Das Café Willkommen ist der erste Kontakt außerhalb des Systems für die Bewohner:innen des Anker-Zentrums Bamberg. Hier gibt es Kaffee, Tee und ein offenes Ohr.
Spielzimmer
Wir schaffen einen Raum zum Spielen für Kinder, die im Ankerzentrum untergebracht sind. Angebote finden drinnen und draußen statt.