Mit viel Liebe zum Detail und viel Herz erzählen Manik Chander (31) und Melisa Manrique (32) in ihrem Buch “Mama Superstar” elf Geschichten von Frauen und deren Migranten-Müttern. Am Samstag, den 08.02., war Melisa im Lui20 zu Gast und begeisterte mit ihren emphatischen Geschichten nicht nur Mütter.
Wie der Titel schon vermuten lässt, handelt es sich um ein Buch, das die Geschichten von mutigen Mamas erzählt. Elf Müttern ist je ein Kapitel gewidmet, das aus mehreren Kurzgeschichten und einem Lieblingsrezept besteht. Auch die Töchter kommen mit einem Statement und einem Aufruf kurz zu Wort.
Zu Beginn erklärt Melisa Intention und Entstehung des Buches: Tatsächlich ist es ein Dankeschön und eine Hommage an die Mamas, die aus verschiedenen Kulturen und unterschiedlichsten Gründen vor vielen Jahren nach Deutschland gekommen sind und hier im Laufe der Zeit eine neue Heimat gefunden haben. Oft ist es die Liebe, die Migranten-Mütter oder Migrant Mamas in neue Länder führt. Aber auch Flucht oder der Wunsch nach mehr Bildung sind Gründe.
Das Buch beschreibt die unterschiedlichen Erfahrungen der Migrant Mamas, lässt aber auch Gemeinsamkeiten erkennen. Man erhält einen Einblick, wie schwierig es ist und welchen Mut es erfordert, sich in einem unbekannten Land, mit einer fremden Sprache und einer völlig neuen Kultur zu arrangieren. Und doch haben es die Protagonistinnen alle geschafft, einen eigenen Platz in der neuen Heimat zu finden.
Das Buch: auch ein Spiegel
Die beiden Autorinnen lernten anfangs die Töchter der verschiedenen Mütter kennen, deren Geschichten das Buch erzählt. Die Migrant Kids haben einen Fragebogen erhalten, das Interview mit ihren Müttern selbst geführt und die Ergebnisse dann an die Schriftstellerinnen weitergegeben. So hatten die Töchter die Möglichkeit, mehr über die Vergangenheit Ihrer Mütter in Erfahrung zu bringen. Die Vorgehensweise ist vermutlich auch der Grund dafür, weshalb die Geschichten die Zuhörer*innen der Lesung direkt so berührt haben. Sie sind offen, witzig und an manchen Stellen machen sie betroffen. So gibt es im Verlauf der Lesung beispielsweise einige Momente mit herzlichen Lachern, in denen wohl einige Zuhörer*innen erkannt haben, wie komisch unsere Kultur in manchen Situationen auf andere wirkt. Das Buch gibt nicht nur Einblick in viele andere Kulturen, das Besondere ist, dass man durch die Geschichten auch die Möglichkeit erhält, die deutsche Kultur mal aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Melisa erzählt zwischen den Geschichten, dass es in den Phasen der Entstehung des Buches auch für alle Beteiligten viel zu lachen gab, aber auch immer wieder Situationen, die zu Tränen gerührt haben. Und all die Gefühle kann man in den Geschichten, die die sympathische Wahl-Berlinerin vorträgt, spüren. Die Geschichten mit Herz geben Einblick in andere Kulturen und zeigen, wie schwierig es ist, sich in einer neuen Heimat einzufinden, und wie wichtig es ist, sich trotzdem nicht zu verlieren.
Hommage und Herzensprojekt
Man spürt, wie nahe sich Mütter und Töchter sind, vor allem wenn die Migrant Kids erklären, was ihre Mama jeweils zum Superstar macht. Susan, die Tochter von Mini, sagt: „Meine Migrant Mama ist ein Superstar, weil sie in allen Aromen und Farben lieben kann.“
Melisa erzählt auch ihre eigene Geschichte und man spürt, dass das Buch nicht nur eine Arbeit, sondern ein Herzensprojekt ist. Ganz ehrlich erzählt Melisa, dass sie sich als Kind des Öfteren gewünscht hat, ihre Mama wäre so, wie alle anderen Mamas. Auch anderen der Migrant Kids ist es wohl ähnlich gegangen. Bei der Lesung kann man spüren, dass alle Migrant Kids mittlerweile wissen: Ihre Mamas sind Superstars, jede auf ihre eigene Weise.
Die Autorinnen planen, das Projekt in anderen EU-Ländern weiterzuführen. Es wird spannend zu sehen, welche Gemeinsamkeiten sich so herauskristallisieren werden oder welche landesspezifischen Unterschiede das hervorbringen kann. In jedem Fall ist das Buch mit seinen empathischen Geschichten leicht zu lesen und absolut empfehlenswert.
Die Zuhörer*innen haben an diesem Abend jedenfalls alle ein Fazit mit nach Hause genommen: Man sollte viel öfter die Mamas als Superstars feiern!
Text und Bilder: Simone Oswald