Yalda-Nacht im Lui20: Die Tage werden wieder länger

Anahita Anvari und Batoul Khorami erklären die historischen Hintergründe der Yalda-Nacht-Tradition.

„Jetzt geht’s nauswärts“, sagt man in Bamberg erleichtert, wenn die längste Nacht des Jahres, die vom 21. auf den 22. Dezember, vorbei ist. Die Wintersonnwende wird in der iranischen Tradition richtig gefeiert – es ist Shab-e Yalda, die Yalda-Nacht. Yalda ist ursprünglich ein armenisches Wort und bedeutet Geburt. Am Tag nach der Yalda-Nacht wurde nämlich der Sonnengott Mithra geboren, der Licht, das Gute und Kraft auf der Erde symbolisiert. Er wird aus dem Licht geboren und besiegt die Kräfte der Dunkelheit.

Also wirklich ein Grund zum Feiern – und das wurde im Lui20 auch ausgiebig gemacht, mit viel Musik, ausgelassenem Tanz, Partylaune, gutem Essen, aber auch mit alter persischer Tradition. Organisiert wurde die Yalda-Nacht im Lui20 von Ahmadreza, der 2011 als Geflüchteter nach Deutschland kam und eng mit den Anfängen des Vereins Freund statt fremd verbunden ist.

Mitra Sharifi liest ein Gedicht von Hafiz.

Die Yalda-Nacht ist kein religiöses Fest, sondern wird im Iran von allen Menschen unabhängig von ihrem Glauben gefeiert. Besondere Speisen sind wichtig, wie etwa Früchte und Nüsse, besonders aber Granatäpfel und Wassermelonen, denn ihre rote Farbe steht für die Morgenröte und das Glühen des Lebens. Man dekoriert sie prächtig auf edlen Platten, Tüchern, Teppichen und mit wertvollem Geschirr – und lässt sich dann mit der symbolträchtigen Anordnung fotografieren.

Ausgelassener Tanz

Die Yalda-Nacht spielt in der Poesie eine wichtige Rollen, wo sie als dunkelste Nacht des Jahres eine Methaper für Trennung, Einsamkeit und Warten ist, und das Vorübergehen der Nacht eine Veränderung zum Guten verheißt. So ist auch Poesie ein wichtiger Bestandteil des Feierns der Yalda-Nacht. Aus der 800 Jahre alten Gedichtsammlung von Hafiz, einem der wichtigsten persischen Nationaldichter, wird zufällig eine Seite aufgeschlagen und das Gedicht an dieser Stelle vorgelesen. Es kündet der Person, für welche es der Zufall in dieser Yalda-Nacht ausgesucht hat, davon, was ihr im kommenden Jahr widerfahren wird.

Text: Sylvia Schaible / Fotos: Judith Siedersberger